Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Jury- und Kuratoriumsmitglieder, liebe Freundinnen und Freunde aus dem Burgenland, liebe Festversammlung, Zwei Jahre Arbeit mit über 15.000 Kindern und Jugendlichen wird heute mit dem Demokratiepreis ausgezeichnet. Was ist naheliegender, als die Dankesrede mit literarischen Versen aus einem Schulprojekt zum Gedenkjahr 2018 zu beginnen: Denk mal Denk mal Republik Denk mal Republik als Gleichung Denk mal Republik ist gleich Freiheit mal Verbindlichkeit Denk mal Freiheit mal Verbindlichkeit als persönliche Lebensformel Denk mal Freiheit mal Verbindlichkeit als Weltformel Denk mal Republik ist gleich Freiheit mal Verbindlichkeit Denk mal Republik als diese Gleichung Denk mal Republik Denk mal |
Denk-mal-prozesse anzustoßen war das Ziel des Projektes “100 Jahre Republik - 100 Jahre Leben”.
Freiheit und Demokratie als kostbare Güter verstehen, die nicht in den Schoß fallen, sondern immer neu errungen werden müssen.
Möglichst viele Schülerinnen und Schüler Geschichte partizipativ spüren lassen: “100 Jahre Leben”: Leben in seiner Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit, in seiner Gefährdung und Größe, in seinem Glanz und Elend.
Es waren spannende, abwechslungsreiche 2 Jahre Arbeit, die am 9. November mit Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer und Landeshauptmann Hans Niessl mit einem vom ORF mitgestalteten, landesweiten Festakt ihren Höhepunkt hatten.
Heute kommt ein großer weiterer dazu.
Stellvertretend für alle Mitwirkenden darf ich als Projektleiter den Demokratiepreis des österreichischen Parlaments in Empfang nehmen.
Es ist eine ganz besondere Auszeichnung, über die sich die Pädagogische Hochschule, der Landesschulrat für Burgenland mit über 500 beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen freuen. Wir sind sehr stolz darauf.
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Rathkolb, vielen Dank für ihre wertschätzende Rede. Ihre Worte haben gut getan.
Ein interaktives E-Learning Projekt - wie darf man sich dies vorstellen?
In unseren Schulen spielen E-Learning und Digitalisierung eine zentrale Rolle. Netzwerkprojekte, wo Pädagoginnen und Pädagogen in virtuellen Räumen zusammenarbeiten, gehören dazu.
Die Idee entstand 2016 und war einerseits von persönlichen Eindrücken rund um Demokratieentwicklung in Österreich, Europa und weltweit geprägt. Andererseits auch vom Berufsleben als Lehrer, mit zumeist unbeschwerten Kindern, die ganz selbstverständlich alle Vorteile unserer Republik in Anspruch nehmen, aber oft dabei vergessen, dass diese nicht selbstverständlich sind.
Nicht nur aus der Jugendforschung wissen wir, dass die Beteiligung an Prozessen entscheidend ist für das Demokratieverständnis der Jugend. Ein Beispiel: Ein Schüler erklärt in einem der ersten Projektvideos, dass “100 Jahre Republik Jugendliche kaum interessiert”, “das ist etwas für Institutionen, Parteigremien und Paraden, nicht für uns”. Derselbe Schüler entwickelt aber derartiges Engagement, dass er im Frühjahr mit Begeisterung Moderator der “100 Jahre Republik - Speeddatingveranstaltung” im Landesmuseum Eisenstadt wird, mit Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer als Ehrengast.
Ein Schüler von über 15.000. Was aus der Idee geworden ist, hat uns selbst überrascht.
Das Projekt entwickelte sich zu einer der größten Schulaktivitäten des Burgenlandes.
Gearbeitet wurde vielseitig: fachlich mit historischen Quellen, kreativ in Film- und Schreibwerkstätten, kommunikativ in Schulpartnerschaften, innovativ in virtuellen Räumen. Starkes Interesse riefen generationsübergreifende Vergleiche zu Familienleben, Kochen, Schule, Literatur, Theater, Musik, Technik und Kommunikation hervor.
Entwicklung und Wandel wurde in den Blick genommen.
Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen zu Themen wie “jüdische Spurensuche, Unterdrückung, Widerstand”, und “Leben entlang der Grenze” entstanden.
Im Mittelpunkt standen oft Dialoge mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Berührend waren die solidaritätsstiftenden Projekte, mit viel Mut zur Zivilcourage.
Die Ergebnisse wurden auf der Plattform www.1918-2018.at multimedial nach außen sichtbar gemacht, die damit zu einer der großen Jubiläumsplattformen im Internet heranwuchs.
Die dort über 500 abgebildeten Projekte lassen sich weder in einer kurzen noch langen Rede beschreiben.
In einer Zeit, die zusehends durch ein “Erinnerungsvakuum” geprägt ist, zeigen sie aber, für Jung und Alt gleichermaßen, ein aufforderndes Bild auf das, was ein paar Meter von hier entfernt beim Demokratiequartier auf der Fassade aus dem Artikel 14 des Bundes-verfassungsgesetzes steht:
Demokratie, Humanität, Solidarität, Friede und Gerechtigkeit sowie Offenheit und Toleranz gegenüber den Menschen sind Grundwerte der Schule.
Liebe Festversammlung, in unseren Schulen passiert viel gute Arbeit, die viel zu selten nach außen sichtbar wird. Heute ist dies mit dem Demokratiepreis auf besondere Weise der Fall."
OStR Mag. Walter Hermann,
Wien, Palais Epstein, am 17.12.2018